Braunschweig: Herbstlicher Stadtrundgang mit AR und Ohh!

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Redaktioneller Artikel
Beate Ziehres
25. Oktober 2020

Vor einigen Jahren war Augmented Reality (AR) etwas für absolute Geeks, Nerds und Menschen, die gefühlt immer das neueste iPhone-Modell besitzen. Damals habe ich bereits läuten gehört, dass die Stadt Braunschweig einen von Augmented Reality unterstützten Stadtrundgang konzipiert. Das klang futuristisch und der praktische Nutzen hat sich mir nicht ganz erschlossen.
© Beate Ziehres für zeitORTE.de

Nun stehe ich in Braunschweig und tippe auf den Bildschirm meines x-beliebigen Mobiltelefons. Die „Entdecke Braunschweig“-App habe ich schon zuhause runtergeladen. Na ja, eigentlich hat mein Sohn als Systemadministrator des Hauses diesen Klacks für mich erledigt. War eine Sache von zwei Sekunden. Wirklich. Um ganz ehrlich zu sein: Ich hatte auch zuhause schon einmal geschaut, was die App so zu bieten hat und wie sie funktioniert. Mein Gedanke dabei war eher ein gedehntes „Okayyyy“ als ein „Ohh!“. Doch als ich jetzt in Braunschweig stehe, erschließen sich plötzlich ganz neue Funktionen. Ein Straßenplan geht auf mit unzähligen roten Punkten – allesamt Braunschweiger Sehenswürdigkeiten. Meinen Standort sehe ich wie gewohnt in Blau. Und ich entdecke, dass die nächste Sehenswürdigkeit nur 126 Meter entfernt liegt: das Herzog Anton Ulrich-Museum.

Direkter Vergleich zwischen Gegenwart und Vergangenheit

Ich raschele durch die gelben Blätter, die auf dem Gehsteig liegen, und bin im Handumdrehen am bekanntesten Museum Braunschweigs. Unter dem Punkt Früher/Heute ist in der App beim Herzog Anton Ulrich-Museum ein Bild aus 1900 abgebildet. Und ich stelle fest: Seit 120 Jahren hat sich hier nur wenig verändert. Aber das HAUM ist gewachsen! Der moderne Anbau hinter dem historischen Gebäude ist auf dem alten Schwarzweißbild nicht zu sehen.

In der App erfahre ich, dass das HAUM als eines der ältesten Museen Europas auf 4000 Quadratmetern 4000 Kunstwerke aus 3000 Jahren beherbergt. Das historische Haupthaus stammt aus dem Zeitraum um 1885 und wurde um 2015 in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Ah! Das erklärt die relative Ähnlichkeit und ersetzt mir einen Gästeführer.

Schon fange ich an, die App zu genießen. In Zeiten von Corona und „Abstand halten“ hat die Digitalisierung Vorteile. Mit zwei Klicks bin ich mittendrin im Museum und sogar bei der Eröffnung nach den sieben Jahre dauernden Sanierungsarbeiten dabei. Das Video zu diesem Ereignis hätte ich im Web allenfalls nach längerem Suchen gefunden.

Die App für Neu- und Wissbegierige

In der Realität stehe ich immer noch auf dem Gehsteig vor dem Herzog Anton Ulrich Museum. Ein Blick auf die Liste im Bereich Augmented Reality verrät mir, dass die nächste geöffnete Sehenswürdigkeit der Burgplatz ist. 564 Meter Fußweg trennen mich von diesem Platz. Der Rathausturm ist zwar näher, hat aber schon geschlossen. Hier ist eine Besteigung montags bis freitags von neun bis 15 Uhr möglich. Auch das verrät mir die App.

So mache ich mich auf den Weg. Doch schon nach wenigen Schritten weiche ich von der Route ab. Die Augmented Reality Funktion verleitet zum Spielen. Wie es wohl rund um die Magnikirche früher ausgesehen hat, frage ich mich. Als ich in Sichtweite der Magnikirche die Funktion „In Kamera anzeigen“ ausprobiere, bemerke ich, dass ich nicht alleine bin. Um mich herum stehen weitere Leute, die das Handy auf die Kirche und historische Straßenzüge richten.

Die Funktion Früher/Heute fasziniert mich so, dass ich auch an der Langedammstraße und am Schloss einen Blick in die Vergangenheit werfe und Vergleiche mit heute anstelle.

Magische Überraschung am Burgplatz

Die 500 Meter bis zum Burgplatz gestalten sich auf diese Weise äußerst kurzweilig. Als ich den Burgplatz schließlich betrete, geschieht Dreierlei.

  1. Das Geläut des Doms erhebt die Stimme und ruft die Gläubigen zum Gebet. Die immer mächtiger anschwellenden und minutenlang andauernden Glockenklänge und verursachen mir Gänsehaut!
  2. Die goldene Abendsonne bricht durch die dunklen Wolken und taucht den Rathausturm sowie Teile der Burg in unvergleichlich warmes Licht.
  3. Die „Entdecke Braunschweig“-App startet bei Berührung automatisch die Kamera. Als ich den Sucher auf die Häuserreihen, die Burg und den Dom richte, sehe ich rote Punkte, wohin ich auch blicke.
Wahrhaft magische Minuten verbringe ich hier auf dem Burgplatz. Ich erkenne, dass Augmented Reality hier erst seinen ganzen Zauber entfaltet. Die roten Punkte, die ich auf meinem Kamerabildschirm sehe, weisen mich auf Sehenswürdigkeiten und wissenswerte Details hin. Das hier hinterlegte Wissen kann nur abfragen, wer direkt vor Ort ist.

Ok, die Burg Dankwarderode, den Löwen und das gewaltige Westwerk des Doms St. Blasii hätte ich auch ohne die Hilfe einer App erkannt. Doch „Entdecke Braunschweig“ birgt viel nicht alltägliches Wissen in sich. So erfahre ich beispielsweise etwas Neues über die geschnitzte Fachwerkfassade des Huneborstelschen Hauses. Sie stammt aus dem 16. Jahrhundert und gehörte ursprünglich zu einem Haus in der Straße Sack. Erst 1901 wurde die prächtige Arbeit mit dem original Dachstuhl vor einen Neubau am Burgplatz gesetzt. Dieses Haus ist im Volksmund auch als Gildehaus bekannt.

Flexibler Stadtrundgang mit der App

Nur schweren Herzens kann ich mich vom Burgplatz trennen. Und mir wird klar, dass Flexibilität und Unabhängigkeit zwei weitere Stärken der „Entdecke Braunschweig“-App sind. Dank App hatte ich die Freiheit, meinen Rundgang erst zu starten, als sich die Regenwolken verzogen hatten. Wer einmal eine Stadtführung im strömenden Regen gemacht hat weiß, was ich meine.

Vor mir liegen ganz realistische 457 Meter bis zum Altstadtmarkt. Auf dem Weg entdecke ich einige interessante Boutiquen und Schuhgeschäfte, die ich bisher nicht auf dem Schirm hatte. Weil ich die erweiterte Realität einfach schließen kann, bleibt mir Zeit, in die Läden zu gehen und entspannt in Schuhträumen zu schwelgen. Jede Reisegruppe wäre längst über alle Berge, als ich das Paradies durch die Ladentüre wieder verlasse. Ein weiterer Vorteil der App.

Entdeckungen am Altstadtmarkt

Auf dem Altstadtmarkt nehme ich die auf der App empfohlene Position zwischen Marienbrunnen und Martinikirche ein. Dies ist notwendig, weil nur an diesen Stellen die Anzeige der Sehenswürdigkeiten in der Kamera passt. Die Schönheit des Altstadtmarktes hätte sich mir auch mit bloßem Auge entdeckt, aber die Braunschweiger Elle wäre mir verborgen geblieben. Mit Hilfe von Augmented Reality, der erweiterten Wirklichkeit, finde ich die Elle an einer bestimmten Säule des Altstadtrathauses. Und ich kann gleich nachlesen, was es mit der Braunschweiger Elle auf sich hat.

Nun ist die Sonne hinter der Martinikirche verschwunden und ich mache mich auf den Rückweg. Der Kohlmarkt verzaubert mich mit seinem mediterranen Flair unter den großen Platanen. Die Abendluft ist samtig warm an diesem außergewöhnlich milden Herbsttag. Als ich wieder am Herzog Anton Ulrich-Museum vorbeikomme, kreisen Schwärme von Krähen vor dem Mond am dunkelblauen Himmel. Sie suchen offensichtlich einen Platz für die Nacht. Schon wieder ein Gänsehautmoment, ganz ohne erweiterte Wirklichkeit. Dennoch: Augmented Reality hat einen erheblichen Beitrag dazu geleistet, mir an diesem Tag den Zauber Braunschweigs zu erschließen.

Weitere Informationen zur Augmented Reality-Funktion der „Entdecke Braunschweig“-App sind unter

https://www.braunschweig.de/tourismus/touristinfo/app.php erhältlich.

Hier gibt es Angebote und Aktuelles aus der Löwenstadt (Führungen, Rundfahrten, Wintertheater uvm.).

zeitORTE in der App

Der AR-Stadtrundgang für zum Herzog Anton Ulrich-Museum, zur Burg Dankwarderode und zum Dom St. Blasii. Einen Überblick über alle zeitORTE in Braunschweig gibt es hier.

Noch ein Hinweis vom Team der zeitORTE zum Schluss:
Die Touristinfo Braunschweig bietet regelmäßig "klassische" Stadtrundgänge an - in diesen Zeiten natürlich mit Hygienekonzept und Abstandsregeln.

Der AR-Stadtrundgang ist aber eine tolle Alternative, um allein oder mit der Familie auf eigene Faust Corona-konform die Stadt zu erkunden. #bleibtgesund

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