Wer macht was auf dem Land? Einblick ins Wirken der Landfrauen im Kreismuseum Peine

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Redaktioneller Artikel
Beate Ziehres
02. Februar 2020

Aber bitte mit Sahne“ – mit diesem Motto empfängt das Kreismuseum Peine derzeit die Besucher gleich hinter der Haustüre. Das macht neugierig und liefert mir einen Grund, hinter die Kulissen des Kreismuseums Peine zu schauen. Das Kreismuseum Peine ist einer von 100 zeitORTEn in der Region Braunschweig-Wolfsburg.

© Beate Ziehres für zeitORTE.de

Museumsleiterin Dr. Doreen Götzky erwartet mich mit Hunger im Bauch. Kein Wunder. Dreht sich doch hier momentan vieles ums Essen. Doch bei weitem nicht alles. „Aber bitte mit Sahne“ ist eine Ausstellung über die und mit den Landfrauen des Landkreises Peine.

1975 Landfrauen gibt es hier und man könnte fast sagen, dass sie die gute Seele des Peiner Landes sind. Das mag auch am guten Kuchen liegen, den sie backen. Dass es sich hierbei nicht nur um ein Klischee handelt, stellen die Frauen während der Ausstellung unter Beweis.

Kuchen für die Museumsbesucher

An jedem Ausstellungssonntag backen die Landfrauen genau zwei Kuchen. Die Museumsbesucher dürfen sich dann davon überzeugen, dass die Frauen wahre Künstlerinnen in der Küche sind. Tatsächlich bedient auch Ausstellungsmacher Sven Rohde dieses Klischee. Deshalb steht sogar ein Herd im Museum.

Auch sonst geht es in der Ausstellung gemütlich zu. Man betritt sie durch einen Gartenzaun und kommt dann auf eine grüne Rasenfläche mit einem Gewächshaus. Der Besucher lernt sieben Landfrauen besser kennen. In Text und Bild werden die Frauen porträtiert.

Blick über den Gartenzaun

„Die Landfrauen sind mir immer begegnet, wenn es um die Frage ging: wer macht was auf dem Land?“, sagt Doreen Götzky. Die heutige Leiterin des Kreismuseums hat lange an der Universität Hildesheim zum Thema „Kultur im ländlichen Raum“ geforscht. So war sie nicht überrascht, in Peine „kluge und engagierte Frauen“ zu treffen, die jetzt gemeinsam mit dem Museum diese Ausstellung umsetzen.

Hinter dem Gartenzaun lerne ich beispielsweise, dass die Landfrauen für Zusammenhalt im Dorf sorgen. Sie organisieren Dorffeste und andere Veranstaltungen, stellen direkte Kontakte zwischen Landwirten und Konsumenten her und produzieren teilweise selbst Lebensmittel.

„Ursprünglich haben sich die Landfrauen als Verein gegründet, um die Gartenarbeit zu professionalisieren“, weiß die Kulturwissenschaftlerin Doreen Götzky. Denn früher kultivierten Frauen, die in landwirtschaftlichen Betrieben zuhause waren, oft Obst und Gemüse. Ziel war, eine zusätzliche Einnahmequelle zu erschließen.

Veränderungen im ländlichen Raum sind Thema

Heute verfügen nur noch 20 Prozent der Landfrauen über einen landwirtschaftlichen Hintergrund. Damit haben sich auch die Tätigkeitsschwerpunkte der Ortsvereine und Kreisverbände verlagert. Da kommt es schon vor, dass sich die Frauen treffen, um Paletten-Bänke zu bauen. Die Ergebnisse dienen in der Ausstellung als Sitzgelegenheiten. Und die Landfrauen gestalten die Ausstellung aktiv mit.

So befasst sich „Aber bitte mit Sahne“ auch mit dem ländlichen Raum und dem Landleben an sich. Veränderungsprozesse auf dem Land, in den Dörfern und in der Landwirtschaft sind Themen der Ausstellung. Wie reagieren die Menschen auf diese Veränderungen? Wie versuchen die Landfrauen, Dinge und Bräuche zu bewahren? Diese und andere Fragen thematisiert die Ausstellung locker zwischen Blumenbeet und Zukunftsbaum.

Inhalt des Tortendiagramms bleibt Überraschung

Da geht es beispielsweise darum, was Essen für eine Gemeinschaft bedeutet. Und, um zum Kuchenklischee zurückzukommen: Es gibt ein sprichwörtliches Tortendiagramm, das die Frage nach dem Lieblingskuchen der Landfrauen im Peiner Land beantwortet. Und obwohl ich vor Neugier fast platze, bleibt Doreen Götzky standhaft: Wer es wissen will, muss die Ausstellung besuchen.

Da Doreen Götzkys Kollege schon gefragt hat, wie sie ihre frittierten Kartoffelstäbchen haben möchte, machen wir nur noch einen kurzen Rundgang durch die Dauerausstellung. Vorbei am Stederdorfer Konsum, der komplett eingerichteten Schusterwerkstatt und der Wohnstube des nicht ganz typischen Peiner Bürgers Dr. Johann Friedrich Ziegler geht es ins Obergeschoss ins Schulzimmer.

„Wegen dieses Schulzimmers kommen sogar Klassen aus Braunschweig nach Peine. Mit dem Lehrerfräulein Kühnemann lernen die Schüler, etwas Sütterlin zu lesen und zu schreiben“, berichtet Doreen Götzky. Teilweise passen sich die Schüler sogar der Umgebung an und tragen kurze Hosen und Zöpfe.

Hinter den Kulissen des Museums steht inzwischen das Mittagessen auf dem Tisch und ich verabschiede mich zügig. Ihrem Ziel, gegenwärtige Themen in das Museum und die Ausstellungen zu holen, kommt Doreen Götzky mit „Aber bitte mit Sahne“ in Zeiten der Bauerndemonstrationen ein ganzes Stück näher. „Die Landfrauen stehen für ein soziales Phänomen im ländlichen Raum der Gegenwart“, sagt sie.

Das Kreismuseum Peine hat von Dienstag bis Sonntag jeweils von 11.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Hier geht es zum Kreismuseum Peine

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