Neues aus dem Museum für Photographie Braunschweig

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Museen
Beate Ziehres
16. März 2023

Arbeiten von Morgaine Schäfer stehen im Frühjahr 2023 im Mittelpunkt

Im März 2023 statte ich dem Museum für Photographie in den beiden Torhäusern an der Helmstedter Straße in Braunschweig einen Besuch ab. Direkt an der Oker stehen noch bis zum 9. April fotografische Arbeiten und Installationen von Morgaine Schäfer im Fokus.

© Beate Ziehres für zeitORTE.de

Im Foyer von Torhaus 1 nimmt mich Finn-Niclas Schütt in Empfang. Er unterstützt die Kuratorin der Ausstellung „Through the Looking Glass“ und Leiterin des Museums für Photographie Braunschweig, Barbara Hofmann-Johnson, als Assistent und ist für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich.

"Through the looking glass" - Ausstellung von Morgaine Schäfer bis 9. April 2023

„Through the Looking Glass“ ist die erste umfangreiche Museumsausstellung, die eine Übersicht über Morgaine Schäfers Werk zeigt. Die Künstlerin ist 1989 in Wolfsburg geboren und in der Volkswagenstadt aufgewachsen. Schon als Schülerin nahm sie an einer Ausstellung im Kunstverein Wolfsburg teil. Bis 2017 studierte Morgaine Schäfer Freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf.

In den Räumen rechts und links des Foyers ist die Abschlussarbeit der Künstlerin zu sehen. Das Werk kommt auf den ersten Blick mit vier Bildern aus, doch Finn Schütt klärt mich auf: Vorhänge und Teppiche sind Teil einer Installation, deren Herzstück die Fotografien sind. Sie zeigen Selbstporträts von Morgaine Schäfer in unterschiedlichen Posen. In der Hand hält sie jeweils ein Dia, auf dem ihre Eltern in häuslichen Situationen zu sehen sind.

Bilder aus der Vergangenheit neu inszeniert

„Morgaine Schäfer arbeitet mit dem Diaarchiv ihres Vaters“, berichtet Finn Schütt. Die Trennung der Eltern mag Anlass für die Künstlerin gewesen sein, sich intensiv mit den Bildern zu beschäftigen, um sie in eigene fotografische Arbeiten umzusetzen. So ist die Ausstellung eine Auseinandersetzung der Künstlerin mit ihren Wurzeln. Die Bilder liefern genügend Stoff, schließlich ist die Mutter Polin und der Vater aus dem damaligen Westdeutschland. Der Titel der Installation lautet bezeichnenderweise „Westen – wschód“, wobei wschód das polnische Wort für Osten ist.

Nun überqueren wir die belebte Straße, um zum zweiten Teil der Ausstellung im gegenüberliegenden Torhaus 2 zu kommen. Auch hier dreht sich alles um die alten Familienbilder. Doch in „magnify BWS“ ist Morgaine Schäfers Herangehensweise an die Erinnerungen eine Andere. Mithilfe der Smartphone-Kamera entstanden neue Bildkombinationen, die mich durch ihre Ästhetik überwältigen, aber auch nachdenklich zurücklassen.

Zugleich enthalten diese Werke eine Reflektion des Mediums selbst. Während sich die Familie früher im abgedunkelten Wohnzimmer vor der Leinwand zum Dia-Abend versammelte, wischt man heute nebenbei beim Kaffeetrinken über den Mini-Bildschirm, um Erinnerungen auszutauschen.

Weibliche Identitäten in den Augen der Künstlerin

Weibliche Identitäten in den Augen der Künstlerin
Ein weiteres Detail der Familiengeschichte beleuchtet die Werkgruppe „Diakonissen“. Sie gibt den Blick der Künstlerin auf Aspekte wie die Möglichkeiten weiblicher Identitäten im kulturellen und historischen Zusammenhang wieder. Die skulpturale Übersetzung der Diakonissenhauben und eine Bildtapete mit Archivalien sind Bestandteil einer Installation.


„Ich möchte mit meinen Fotografien und Installationen zum Nachdenken über identitätspolitische Themen anregen. Welche Auswirkungen haben Einflüsse wie Kultur, Religion, Familienstruktur und Politik auf Identität? ... ich finde es sind Themen, die tief in unserem individuellen und gesellschaftlichen Denken und Handeln verankert sind.“

Morgaine Schäfer    

Kooperationsprojekt mit dem Kunstverein Wolfsburg

Die Morgaine-Schäfer-Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt mit dem Kunstverein Wolfsburg. Im Schloss Wolfsburg läuft parallel die Ausstellung „Inside“. Sie ist bis 7. Mai im „Raum für Freunde“ zu sehen. Die Künstlerin zeigt hier eine Auswahl von Fotografien aus der Serie „Poznán“. Die Bilder sind in der Wohnung ihrer verstorbenen Großmutter aufgenommen. Auch in „Inside“ konzentriert sich Morgaine Schäfer auf die unterschiedlichen Aspekte weiblicher Identität und die kritische Auseinandersetzung mit Rollenbildern.

Öffnungszeiten Kunstverein Wolfsburg:
Mittwoch bis Freitag 10 bis 17 Uhr
Samstag 13 bis 18 Uhr
Sonntag und Feiertage 11 bis 18 Uhr

Veranstaltungen rund um die Morgaine Schäfer-Ausstellungen (März und April 2023)

  • Dienstag, 21.März 23, 18.30 Uhr, Museum für Photographie Braunschweig, Jour Fixe für Mitglieder und Interessierte: „Privatsphären – Morgaine Schäfers künstlerische Arbeit im Vergleich zu weiteren Konzeptualisierungen des Privaten in der zeitgenössischen Kunst, u. a. Sophie Calle“
  • Montag, 27.März, und Dienstag, 28. März 2023, 9 bis 13 Uhr, Museum für Photographie Braunschweig: FIBS-Fotoworkshop für Kids in den Osterferien, mit Fotorallye. Mehr Informationen und Anmeldung unter www.photomuseum.de
  • Happy Thursday, 6. April, 13 bis 20 Uhr, Museum für Photographie Braunschweig: Jeden ersten Donnerstag im Monat freier Eintritt und Führungen mit dem Museumsteam am 18 Uhr
  • Sonntag, 9.April 2023, 16 Uhr, Museum für Photographie Braunschweig: Finissage; Ausstellungsrundgang mit Barbara Hofmann-Johnson, Museumsleiterin und Ausstellungskuratorin
  • Öffentliche Führungen immer sonntags um 16 Uhr

Kommende Ausstellungen 2023 im Museum für Photographie


  • Wüstenrot Dokumentarfotografie – Förderpreis 13 mit Werken von Sabrina Asche, Luise Marchand, Heiko Schäfer und Wenzel Stählin. Vom 29. April bis 18. Juni, Eröffnung am 28. April 2023
  • Book_Spaces – Gruppenausstellung, die Buchprojekte aus unterschiedlichen Kulturräumen und Kontexten vorstellt. Vom 8. Juli bis 10. September, Eröffnung am 7. Juli 2023
  • Alex Hanimann – Kooperation mit der Fotostiftung Winterthur, Schweiz (dort 2024 zu sehen). Vom 23. September bis 26. November, Eröffnung am 29. September.

Über das Museum für Photographie Braunschweig

Seit der Gründung durch Braunschweiger Fotografinnen und Fotografen im Jahr 1984 zeigt das Museum für Photographie Werke zeitgenössischer Künstler. Auch junge Positionen aus Hochschulkontexten werden gefördert und präsentiert. Dazu zählt seit mehr als zehn Jahren auch die Ausstellung „Dokumentarfotografie Förderpreise“ der Wüstenrot-Stiftung.

Die Sammlung des Museums für Photographie Braunschweig umfasst Fotografien des 19. und 20. Jahrhunderts, darunter der Nachlass der bekannten Braunschweigerin Käthe Buchler. Die Bilder der Amateurfotografin gelten noch heute als wichtige Quellen für die Geschichte der deutschen Frauen im Alltag des Ersten Weltkriegs. Daneben war Käthe Buchler eine Pionierin in Sachen Farbfotografie.


Auch der Nachlass des 2005 ermordeten Bildjournalisten Nikolaus Geyer wird vom Museum für Photographie gepflegt – um ein Beispiel zu nennen. Regelmäßig zeigt das Museum Ausstellungen aus dem Sammlungsbestand oder kooperiert mit befreundeten Ausstellungshäusern wie beispielsweise dem Leopold-Hoesch-Museum Düren, wo noch bis zum 23. April das gemeinsame Ausstellungsprojekt „Irmel Kamp. Architekturbilder“ zu sehen ist. 

Erinnerung an die photographische Tradition der Stadt

Als gemeinnütziger Verein hat das Museum für Photographie mehr als 150 Mitglieder, zum großen Teil Fotografinnen und Fotografen. Eine jährlich stattfindende Mitgliederausstellung gibt ihnen die Möglichkeit, eigene Arbeiten zu präsentieren. Neben der Auseinandersetzung mit Fotografie und Fotokunst hat sich der Verein auch die Erinnerung an die photographische Tradition der Stadt auf die Fahnen geschrieben. Besonders die Unternehmen Voigtländer und Rollei stehen für diese Geschichte.

Über die Zollhäuser

An einem ebenso traditionsreichen Ort ist das Museum für Photographie zuhause. Die beiden ehemaligen Zollhäuschen an der Helmstedter Straße mit den Hausnummern 1 und 171 sind Teil des Wallrings, der ab 1800 errichtet wurde. Die baugleichen, klassizistischen Wach- und Zollhäuser markieren den Oker-Übergang der früher bedeutsamen Ausfallstraße. Für die Planung und Bauleitung der Anlage war der Leiter des Bauwesens im Herzogtum Braunschweig, Peter Joseph Krahe verantwortlich. Das Ensemble steht unter Denkmalschutz.

Gut zu wissen

Durch die wechselenden Ausstellung lohnt sich ein Besuch immer:

Museum für Photographie Braunschweig e.V.
Helmstedter Straße 1
38102 Braunschweig
Telefon 0531-75000
info@photomuseum.de  
www.photomuseum.de
 
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag 13 bis 18 Uhr
Samstag und Sonntag 11 bis 18 Uhr


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