Kunsthof Mehrum – Raum für Kunst und Natur

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Redaktioneller Artikel
Beate Ziehres
11. Juli 2021

Hinter den Kulissen mit Pieper Schiefer

Pieper Schiefer hat seinen Traum verwirklicht. Im beschaulichen Mehrum im Landkreis Peine etablierte er einen Treffpunkt für Künstler und Kunstliebhaber mit Anspruch. Wie es dazu kam, erzählen mir Schirin Fatemi und Pieper Schiefer im sonnendurchfluteten Garten des Kunsthofs Mehrum, einem der jüngsten zeitORTE in der Region Braunschweig-Wolfsburg.

© Beate Ziehres für zeitORTE.de

Mit einem „Bling“ gibt mir mein Navigationsgerät überraschend zu verstehen, dass ich mein Ziel erreicht habe. Erst im letzten Moment bemerke ich aus dem Augenwinkel das große hölzerne Schild mit der Aufschrift „Kunsthof Mehrum“. Ein engagierter Nachbar Schiefers hat das Objekt geschnitzt. Jetzt sorgt es – unübersehbar über dem Eingang zum Haus montiert – dafür, dass der Kunsthof gefunden wird.




Zu Besuch im Kunsthof Mehrum

Mir scheint allerdings, dass ich die Einzige bin, die den Kunsthof Mehrum bisher noch nicht kannte. Zu den Veranstaltungen kommen üblicherweise etwa 1000 Besucher aus der Region Hildesheim, Braunschweig und Hannover, berichtet Pieper Schiefer. Für die Gäste ist es ein Landausflug mit künstlerischem Niveau, Etappenziel einer Radtour durch das Peiner Land oder die Gelegenheit, das eine oder andere Kunstwerk zu erstehen.

Der riesige Erfolg des Kunsthofs mündete im Jahr 2017 in der Gründung des gemeinnützigen Vereins Kunsthof Mehrum e. V. Dem dreiköpfigen Vorstand gehört neben Schirin Fatemi und Pieper Schiefer auch die Kulturmanagerin Melanie Krilleke aus Hannover an.

Die Events in Mehrum sind für viele Besucher jährliche Fixpunkte im Kalender. Immer an Ostern, an Pfingsten und im Sommer laden Schirin Fatemi und Pieper Schiefer Künstlerinnen und Künstler in den Landhausgarten und ins Atelier ein. An den Ausstellungswochenenden flanieren Kunstliebhaber durch den Garten, suchen das Gespräch mit den ausstellenden Künstlern oder einfach nur ein ruhiges Plätzchen im Grünen.

Dem Garten galt Pieper Schiefers erste Leidenschaft im Leben. „Schon als Kind hat mich das Gärtnern begeistert“, antwortet er auf meine entsprechende Frage. So lohnt sich ein Spaziergang durch den Garten auch an einem ruhigen Vormittag. Hier gedeihen Rosen, Montbretien und Rittersporn neben Artischocken und Zucchini. Die Königin des Gartens leuchtet mit reifen Himbeeren in Rot um die Wette. Und neben der Scheune entdeckt Pieper Schiefer Mini-Kiwis an der üppig wachsenden Pflanze.

Wo immer auf Welt Schirin Fatemi und Pieper Schiefer auf der Suche nach interessanten Künstlern und Inspiration zu Gast sind, sammelt er Samen ein. In Mehrum zeigen dann gärtnerische Experimente, welche der Mitbringsel im Peiner Land gedeihen. Auch Pieper Schiefers längerer Afrika-Aufenthalt vor ein paar Jahren hat sich im Garten niedergeschlagen. So wachsen hier beispielsweise ein Mangobaum und andere exotische Bäume, deren Namen ich mir nicht merken konnte. Die afrikanischen Pflanzen überwintern wohlgemerkt in der Scheune.

Am Tag meines Besuchs in Mehrum dominiert noch die Natur den Garten. In den kommenden Tagen wird sich jedoch Kunst zur Natur gesellen, denn dann beginnen die Vorbereitungen für die Sommerveranstaltung mit dem Titel „Artenvielfalt“.

Schon jetzt hat Schirin Fatemi als Kuratorin der Ausstellung ein Bild im Kopf, wie der Garten am 17. und am 18. Juli aussehen wird. Längst sind die Künstler ausgewählt und Kunstwerke passend zum Thema ausgesucht. Fatemi hat festgelegt, in welchem Bereich des Gartens Objekte aus der Serie „Antilopen und Prolopen“ von Carsten Schön aufgestellt werden.

Vor dem Haus wird die renommierte Bildhauerin Ulrike Enders ihre Plastiken präsentieren. An dieser Stelle muss der Gärtner noch einmal Hand anlegen und Disteln entfernen. Im Atelier werden Fotografien von Birgit Wehmhoyer sowie Druckgrafik und Malerei von Schirin Fatemi zu sehen sein.

Hierher ins Atelier entführt mich die Künstlerin Schirin Fatemi jetzt. Sie ist vor wenigen Tagen aus Rom nach Mehrum zurückgekehrt und hat ein neues Bild mitgebracht, das sie nun vorsichtig entrollt. Das Werk – ein Acrylgemälde in kräftigen Farben auf Leinwand – hat noch keinen Titel. In den nächsten Tagen erhält es noch einen Rahmen und wird möglicherweise zur Sommerausstellung präsentiert.

Meist widmet sich Schirin Fatemi in ihrem italienischen Atelier einer alten, beinahe schon vergessenen Technik: Im tiefdruckgrafischen Verfahren entstehen filigrane Radierungen. In ihren Werken interpretiert die Künstlerin die Verletzlichkeit der Umwelt und lässt einen Dialog zwischen den Figuren und ihrem Umfeld entstehen.

Fatemis künstlerische Arbeit war sicherlich einer der Auslöser für die Gründung des Kunsthofs Mehrum. Denn die Zusammenarbeit mit Fatemi veranlasste Pieper Schiefer, eine Ausbildung zum Kulturmanager zu absolvieren. Seine Abschlussarbeit befasste sich im Jahr 2012 mit der Etablierung eines Veranstaltungsortes für Kunst- und Kulturevents auf dem Land. Die Idee des Kunsthofes war geboren.

Im Jahr 1992 hatte Pieper Schiefer das Anwesen in Mehrum erstanden. „Das Haus war eine Ruine und von Garten keine Spur“, erinnert er sich. Heute erstrahlt das Bauernhaus aus dem Jahr 1847 liebevoll saniert und lädt regelrecht zum Betreten ein.

In diesem Umfeld ist Pieper Schiefer mit den Corona-Einschränkungen gut zurecht gekommen. Hinzu kommt: Die Pandemie hat bei ihm keinesfalls für Arbeitslosigkeit gesorgt, sondern den Kulturmanager im Gegenteil auf Trab gehalten „Planen, Mittel einwerben, Verträge abschließen und anschließend alles wieder stornieren und absagen – damit war ich im Winter und im Frühjahr 2020 gut beschäftigt“, sagt er. Schon im vergangenen Jahr konnten nur die Sommerveranstaltung und das Konzert im August stattfinden. „Im Herbst begann der Kreislauf von vorne. Wir waren alle zuversichtlich, dass 2021 ein besseres Jahr werden würde“, sagt Schiefer. Bekanntermaßen mussten die Events an Ostern und Pfingsten jedoch wieder abgesagt werden.

Doch inzwischen ist Pieper Schiefer wieder voller Hoffnung. Für den September plant er in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Peine eine riesiges Kulturevent an einem außergewöhnlichen Ort in der Nachbarschaft: Auf dem Gelände des abgeschalteten Kohlekraftwerks Mehrum werden sich für ein Wochenende Künstler aller Genres ein Stelldichein geben. Musiker, Lichtkünstler, Schriftsteller und Schauspieler freuen sich darauf, im Rahmen des bundesweit stattfindenden Kultursommers endlich wieder vor großem Publikum aufzutreten. Und auch Pieper Schiefer freut sich auf diesen Lichtblick am pandemieverdunkelten Kulturhimmel. Einzelheiten will der Kulturmanager aber heute noch nicht verraten. „Das Programm gibt eine Überraschung“, verspricht er.

Kontakt

Kunsthof Mehrum e. V.
Hauptstraße 47
31249 Hohenhameln-Mehrum

Tel.: 05128 1488
info@kunsthof-mehrum.de
www.kunsthof-mehrum.de

Der Kunsthof ist geöffnet zu Veranstaltungen und nach Vereinbarung.

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