AutoMuseum Volkswagen: Hinter den Kulissen

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Museen
Beate Ziehres
26. Februar 2023

Zeitreise vom Brezelkäfer bis zum Ketten-Touareg

Es ist eine Weile her, dass ich für die zeitORTE als Bloggerin unterwegs war. Ihr seht ja selbst, wie viel seit Herbst hier auf der Plattform geschehen ist. Doch nun ist es wieder soweit: Ich soll nach Wolfsburg fahren und einen Blick hinter die Kulissen des AutoMuseums Volkswagen werfen.


© für den Blog zeitORTE.de, Beate Ziehres

Als langjährige überzeugte VW-Fahrerin freut mich die Themenauswahl des zeitORTE-Teams natürlich. Und ich bin gespannt auf die Exponate und auf die Geschichten rund um die Fahrzeuge, die mir Susanne Wiersch erzählen wird.
 
Susanne Wiersch ist im AutoMuseum zuständig für Presse und Veranstaltungen und schon seit 25 Jahren Mitarbeiterin der Stiftung AutoMuseum Volkswagen. Das Museum wurde von Volkswagen gegründet und 1992 in die Trägerschaft einer neu gegründeten, gemeinnützigen Stiftung übertragen. Das Unternehmen ist Spender der Stiftung, doch die Stiftung arbeitet eigenständig.

Geschichte des Museums

Nach langer Arbeit im Verborgenen sind die Schätze des AutoMuseums Volkswagen seit April 1985 in der Halle einer ehemaligen Kleiderfabrik für Besucher zugänglich. Hier in der Wolfsburger Dieselstraße befindet sich das Museum noch heute. Seit meinem „jüngsten“ Besuch müssen aber einige Jahrzehnte vergangen sein, denn ich hatte die Ausstellung ganz anders in Erinnerung. Susanne Wiersch bestätigt, dass seit 2001 die Produktgeschichte der Marke Volkswagen im Fokus des Museums steht, während früher auch die anderen Marken des Konzerns repräsentiert waren.
 
Die erste Idee, ein Volkswagen-Museum zu eröffnen, geht auf Heinrich Nordhoff  zurück. Im September 1954 ließ er in Österreich VW-Modelle als Grundstock für ein neu zu errichtendes Automuseum kaufen. „Darüber hinaus gibt es eine Note des damaligen Vorstands, in der steht, dass Prototypen und besondere Volkswagen gesammelt werden sollen“, weiß Susanne Wiersch. In diesem Jahr war der millionste Volkswagen gebaut worden – ein Käfer.


Am Anfang war der Käfer

Zu dieser Zeit umfasste die Produktpalette des Wolfsburger Automobilbauers zwei Modelle: Typ 1 (Käfer) und Typ 2 (Bulli). So ist es nur logisch, dass der Rundgang durch die Dauerausstellung mit dem ältesten Vertreter der Legende beginnt – dem Brezelkäfer. Ihm folgen der letzte in Deutschland gebaute Käfer 1200, ein Spar-Käfer ohne jeglichen Luxus, und der 20-millionste Käfer.
Seine tragende Unterbodenkonstruktion ist Grund dafür, dass es den Käfer in den unterschiedlichsten Karosserievarianten gibt. Bastler in aller Welt betrachteten diese technische Besonderheit als Herausforderung, kreativ zu werden. Und so umgab die Auto-Ikone schon immer eine einzigartige Aura der Individualität. Die originellsten Modelle sind natürlich im Automuseum Volkswagen ausgestellt – vom Hochzeitskäfer über den Korb-Käfer bis hin zu Umbauten auf Käferbasis wie das „Mercedes“-Roadsterle und das bildschöne Rometsch Lawrence Coupé.

"Die Autos in der Ausstellung laufen meist nicht, wir sind ein stehendes Museum. Es gibt aber ein Motorenkabinett, für das eine Führung gebucht werden kann.", berichtet Susanne Wiersch.

Der Bulli -Typ 2

Aber auch das zweite Volkswagen-Kult-Modell, der Bulli, ist vielseitig einsetzbar. Nicht nur gab und gibt es ihn in ungezählten Varianten als Feuerwehrauto, Camper, Lieferwagen und Spaßmobil. In der Ausstellung lerne ich, dass der Bulli auch zum Einsatz kam, um Flugzeugtriebwerke zu erwärmen.

Typ 3 und 4 – die großen Luftgekühlten

Ab 1960 setzte sich bei Volkswagen die Erkenntnis durch, dass der Käfer nicht allen Kundenbedürfnissen gerecht werden konnte. Man entwickelte neue Modelle, die geräumiger und komfortabler waren. Der Typ 3 war der erste Versuch, die Modellpalette in Richtung Mittelklasse zu erweitern.
 
Der 1961 vorgestellte VW 1500 verfügt wie der Käfer über einen Mittelrohrträger, an dem das Getriebe, der Motor und die Achsen inklusive Drehstababfederung befestigt sind. Die Drehstabfederung und der Motor sind jedoch komplette Neuentwicklungen. Durch ein hinten liegendes Kühlgebläse ist der Motor zum Flachmotor geworden. So ist im Heck des Typ 3 Platz für einen zweiten Kofferraum! Mit dem Typ 3 Variant wird die erste Kombi-Limousine von Volkswagen auf dem Markt eingeführt.     
 
Der besonders bei Familien beliebte VW 411 Variant (Typ 4) ist der nächste Schritt in diese Richtung. Durch den bereits bekannten Flachgebläse-Motor bietet er ebenfalls viel Platz im Heck. Eine neue McPherson-Vorderachse sorgt für einen geräumigeren Kofferraum im Bug. Neu ist auch die selbsttragende Ganzstahlkarosserie aus Tiefziehstahlblech. Diese neue Karosseriebauweise und die moderne Vorderradaufhängung finden sich später in der wassergekühlten VW-Familie wieder. 

Generation Golf – eine neue Ära beginnt

Ende der 1960er-Jahre gab es ungezählte Versuche, einen würdigen Nachfolger für den Käfer zu entwerfen. Einige Prototypen und Studien aus der Zeit sind im AutoMuseum Volkswagen zu sehen. Und in dem einen oder anderen Entwicklungsauftrag (EA) kann ich sogar Serienmodelle erkennen, die zu einem späteren Zeitpunkt das Licht der Welt erblickten.
 
Während man im Werk Salzgitter an der NSU-Entwicklung K70 die Produktion von Fahrzeugen mit wassergekühlter Motoren übte, lief 1973 bei Karmann in Osnabrück der erste selbstentwickelte Volkswagen der neuen Generation vom Band: der Scirocco. Im AutoMuseum ist der allererste Serien-Scirocco zu sehen. Das Fahrzeug wurde bereits ein Jahr vor der Markteinführung gebaut. Das Sportcoupé basiert auf dem Golf I, der erst einen Monat nach dem Scirocco vorgestellt wurde.

Der Rest ist Geschichte und logischerweise im Museum dokumentiert. So sind in der Ausstellung beispielsweise die möglichen Begründer des durchschlagenden Erfolgs zu sehen. Mit zwei gelben Golfs der ersten Generation, Baujahr 1974, reiste der bekannte Motorjournalist Fritz B. Busch auf der legendären Panamericana von Alaska bis nach Feuerland. Über Schnellstraßen und durch unwegsame Gegenden, aber ohne Panne erreichte er nach 30.514 Kilometern sein Ziel.
Den Meilensteinen des Motorsports widmet sich ein eigener Bereich des AutoMuseums. Hier sind die Legenden der Renn- und Rallyepisten zu sehen – vom ausgesprochen formschönen Formel-V-Rennwagen FORMCAR aus 1965 über den Race Iltis bis hin zu den unterschiedlichen Touareg Race Modellen, die bei der Rallye Dakar brillierten.
 
Ganz in der Nähe der martialischen Touareg Race Modelle entdecke ich eine mindestens ebenso interessante Variante des großen Volkswagen-SUVs: einen Ketten-Touareg. Das Fahrzeug – ein Unikat – wurde auf seine Eignung als Pisten- und Loipenfahrzeug getestet.

Sammlung des AutoMuseums Volkswagen

Doch in der Dauerausstellung sind nur etwa die Hälfte der automobilen Schätze des AutoMuseums Volkswagen zu sehen. Die Sammlung umfasst zusätzliche 140 Fahrzeuge. Manche Fahrzeuge werden im Rahmen von Sonderausstellungen gezeigt, andere verbringen die Jahre konserviert im Depot, bis ihre Zeit gekommen ist. Wann dies der Fall ist, entscheidet Susanne Wierschs Kollege Eckberth von Witzleben. Als Archivar und Historiker der Stiftung AutoMuseum Volkswagen berät er in Sachen Ankauf von Sammlerstücken und konzipiert gemeinsam mit Susanne Wiersch Sonderausstellungen im Museum.

Sonderausstellungen in 2023

Bei meinem Besuch im AutoMuseum Volkswagen darf ich schon in die neue Sonderausstellung „Das Volkswagen Hobby“ schauen. Sie dreht sich um Miniatur-Modelle und Merchandising, also alles, was sich um den Volkswagen-Kult herum entwickelt hat. „Die Anfänge der Sonderausstellung reichen zurück bis in die 1930er-Jahre“, erklärt Susanne Wiersch, während ich über den Inhalt der Vitrinen staune. „Das Volkswagen Hobby“ ist bis zum 31. August zu sehen.
Doch bei dieser Ausstellung wird es in diesem Jahr nicht bleiben. Für Ende März oder Anfang April kündigt Susanne Wiersch eine Sonderausstellung zum Thema „25 Jahre New Beetle“ an. Für die Beetle-Ausstellung kann das AutoMuseum Volkswagen auf einen großen Eigenbestand zurückgreifen, der anlässlich der Ausstellung aus dem Depot geholt wird.
 
Im weiteren Jahresverlauf ist außerdem eine kleine Sonderausstellung zu „20 Jahre Golf R“ geplant. 400 Quadratmeter Fläche stehen den Organisatoren eigenes für Sonderausstellungen zur Verfügung.

Daten zum AutoMuseum Volkswagen:

  • Ausstellungsfläche: 5000 Quadratmeter auf einer Ebene
  • Exponate in der Dauerausstellung: 140 Fahrzeuge
  • Besucher: 20.000 im Jahr 2022 (vor Corona rund 25.000 jährlich)

Gut zu wissen

Anschrift:

Stiftung AutoMuseum Volkswagen
Dieselstraße 35 (Parkplatz im Lerchenweg links)
38446 Wolfsburg


Kontakt:

Telefon: 05361-52071
E-Mail: info@automuseum-volkswagen.de
https://www.automuseum-volkswagen.de
 


Öffnungszeiten:

Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr 


Tickets für das Museum gibt es auch im Online-Buchungsshop der zeitORTE.





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